Eine kleine Chronik

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Der Wetzlarer Dombau-Verein e.V.

Ziele der Vereinsarbeit und Zusammensetzung der Vorstände

Allen in Wetzlar bisher tätigen Dombauvereinen war gemeinsam, dass sie die Dombauverwaltung als das primär für die Bauunterhaltung zuständige Gremium in dessen Arbeit unterstützen wollten. Auf die Entwicklung und Umsetzung eigener Vorstellungen wurde bewusst verzichtet. Stattdessen finanzierte der Dombau-Verein die jeweils für erforderlich gehaltenen Maßnahmen ganz oder teilweise oder er leistete Vorschüsse, um die kontinuierliche Weiterführung bestimmter Maßnahmen zu sichern, für die bei der Dombauverwaltung keine finanzielle Deckung vorhanden war.

Die Beschaffung der dazu erforderlichen Geldmittel setzte in den Vorständen jeweils ein beachtliches kreatives Potenzial frei. Es erwies sich als besonders hilfreich, dass leitende Persönlichkeiten aus Wetzlarer Unternehmen, aber auch aus der Kreis- und Stadtverwaltung, den Vorständen angehörten oder ihnen beratend zur Seite standen. Hier sind zu nennen Dr. h.c. Ernst Leitz jun., der Chef der Leitz-Werke, Dr. Dr. h.c. mult. Wilhelm Wille, Bergwerksdirektor der Fa. Buderus, Dr. Franz Grabowski, seit 1946 Vorstandsmitglied und von 1953-1967 Generaldirektor der Fa. Buderus, Dr. Ludwig Leitz, Direktor der Leitz-Werke , aber auch die Landräte, Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, die entweder als "geborene" Mitglieder dem Vorstand des Dombau-Vereins oder der Dombauverwaltung angehörten. Die vielfältige Vernetzung dieser Persönlichkeiten in Wirtschaft und Politik, ihr persönlicher Ideenreichtum und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit machten sie als "Brückenbauer" und "Türöffner" für den Dombau-Verein höchst schätzenswert.

Wichtige Impulse für die Vereinsarbeit gingen stets auch von den Vorsitzenden aus. Bürgermeister Dr. Friedrich Buch wurde 1946 zum Vorsitzenden gewählt und 1948 von Bürgermeister Dr. Otto W. Hager abgelöst. Ihm folgten 1961 die Bürgermeister Dr. Wilhelm Schmidt und 1970 Arno Wiegand. Von 1974 – 1989 übte erstmals statt eines Bürgermeisters ein "Bürger", nämlich Winfried Simon, Vorsitzender des Sozialethischen Ausschusses der Ev. Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels, das Amt des Vorsitzenden aus und übergab es nach 15 Jahren an Werner Gimmler, der ein Jahr zuvor aus der Geschäftsführung seines Reiseunternehmens ausgeschieden war und als Ruheständler nun für 12 Jahre das Amt des Vorsitzenden ausübte. Als stellvertretender Vorsitzender stand ihm Otto Jung zur Seite. Der vormalige Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Buderus Handel GmbH war 1986 in den Ruhestand getreten und widmete nun seine ganze Kraft dem Dombau-Verein, dessen Vorsitz er 2001 von Werner Gimmler übernahm. 2006 zog sich Otto Jung aus Altersgründen von der Vorstandsarbeit zurück; sein Nachfolger wurde Manfred Thielmann, Geschäftsführer der Werner Gimmler/Wetzlarer Verkehrsbetriebe und Reisebüro GmbH, der zuvor schon als stellv. Vorsitzender Einblicke in die Vorstandsarbeit gewonnen hatte. Nach drei Jahren musste er allerdings wegen seiner hohen beruflichen Belastung auf eine Neuwahl verzichten. So wählte die Mitgliederversammlung im September 2009 einstimmig mit Ruth Viehmann erstmals eine Frau zur Vorsitzenden, der als weitere Frau Susanne Hirschfelder, Amtsleiterin des Standesamts Wetzlar, als Geschäftsführerin zur Seite stand. Welche neuen Akzente die Vereinsarbeit auszeichnen, die nun von weiblicher Hand gesteuert wird, wird später dargestellt. Für die sorgfältige Verwaltung der Gelder des Vereins trugen die Schatzmeister Sorge, unter denen Dr. Wilhelm Witte, Dipl. Kfm. Fredegar Hinz, Franz Schulten und Rolf Ketzer besonders zu nennen sind. Den Schriftführern, unter ihnen Werner Gerhard, Rechtsanwalt und für 30 Jahre als Schriftführer Vorstandsmitglied, oblag u. a. der Kontakt zwischen Vorstand und Vereinsmitgliedern, die Ausfertigung zahlreicher Schriftsätze und die Führung des Mitgliederverzeichnisses.

Dem "geschäftsführenden" Vorstand, bestehend aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, dem Schatzmeister und dem Schriftführer, stand ein "erweiterter Vorstand" zur Seite, in dem Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen versammelt waren. Nach 1974 führte kein Wetzlarer Bürgermeister mehr den Vorsitz im Dombau-Verein, jedoch war der jeweilige Oberbürgermeister "geborenes" Vorstandsmitglied und saß im erweiterten Vorstand. Auch die beiden Pfarrer der Evangelischen und der Katholischen Domkirchengemeinde gehörten dem erweiterten Vorstand an und ebenso der bzw. die Vorsitzende der Dombauverwaltung, wobei hier der Vorsitz zwischen evangelischen und katholischen Vorsitzenden alternierte, weiter der Vorsitzende des Dalberg'schen Kirchenfonds und schließlich einige Damen und Herren, deren Sach- und Fachkenntnisse dem Verein hilfreich sein konnten: Hier ist an vorderster Stelle Franz Schulten zu nennen, der der Dombauverwaltung vorgestanden und dem Dombau-Verein als Schatzmeister gedient hatte, vor allem aber reiche Kenntnisse der Geschichte des Marienstifts und der Stifts- und Stadtkirche mitbrachte. Er hatte lange Zeit das Archiv des ehemaligen Marienstifts betreut, geordnet und für eigene Forschungen genutzt, die er in Vorträgen und Aufsätzen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte. Ingeburg Schäfer, langjährige Vorsitzende des Wetzlarer Geschichtsvereins und mit großem Erfolg als Stadtführerin in der Vermittlung der Stadt- und der Domgeschichte tätig, konnte die Vereinsarbeit durch wertvolle Aufschlüsse über die Interessenlagen von Touristen bereichern, die in großer Zahl den Wetzlarer Dom besichtigten. Gabriele Freifrau von Falkenhausen, alternierende Vorsitzende der Dombauverwaltung, hatte eine kontinuierliche Bewachung des Doms durch freiwillige Helferinnen organisiert. Sie standen den Besuchern auch mit Auskünften zur Verfügung und versorgten sie mit Druckschriften und Ansichtskarten. Auch aus dieser Richtung kamen wertvolle Hinweise auf die Interessenlagen und Informationsbedürfnisse der wechselnden Besucher im Dom. Winfried Sablik, Leiter des Hochbauamts der Stadt Wetzlar, war als Kenner architektonischer Sachverhalte ein wertvoller Gesprächspartner. Schließlich gehörte auch der damalige Museumsdirektor diesem Gremium an, nachdem in Verträgen mit der Evangelischen und der Katholischen Domgemeinde geregelt worden war, dass diejenigen Kunstwerke aus dem Dom, die aufgrund ihres Wertes oder ihrer Materialbeschaffenheit eines besonderen Schutzes bedurften und keine liturgische Verwendung mehr fanden, als Leihgaben der Gemeinden dauerhaft im nahe gelegenen Stadt- und Industriemuseum ausgestellt wurden.

Mit einer schlichten und würdigen Feier im Dom beging im Juni 1977 der Dombau-Verein die 120. Wiederkehr der Gründung des ersten Wetzlarer Dombau-Vereins 1857. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Winfried Simon erinnerten der damalige Stadtarchivar Herbert Flender und der Dompfleger Walter Ebertz an die wechselvolle Geschichte des Dombaus, in der sich die Geschichte der Stadt Wetzlar und ihrer Bewohner bis heute spiegele. Es schien damals dringend geboten, auf die über 100jährige Tätigkeit der drei Wetzlarer Dombau-Vereine aufmerksam zu machen, denn 1973 lag die Mitgliederzahl nur noch bei ca. 60 und damit weit unter den Zahlen der Vergangenheit. Mitgliederwerbung stellte sich dem damaligen Vorstand als dringlichste Aufgabe neben der Einwerbung von Spenden dar [19].